Mitherausgeberin

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Carola Möller: „Eine feministisch-ökonomische Vordenkerin: Ausgewählte Schriften und Vorträge“

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Ihre Themen waren schon in den 1960er Jahren Frauenarbeit und Frauenarmut, ungeschützte Beschäftigungsverhältnisse, Prekarisierung, garantiertes Grundeinkommen, Bedingungen für ein anderes Wirtschaften.

Die Ökonomin Carola Möller erschloss das breite Spektrum der Diskussionen zur herrschenden, vor allem aber einer möglichen anderen Ökonomie bereits vor der Jahrtausendwende. Sie suchte nicht nur neue Arbeits-, sondern auch neue Widerstandsformen und befasste sich mit der Bedeutung immaterieller Arbeit. Ihr vorausschauendes Werk weist sie als feministisch-ökonomische Vordenkerin des letzten halben Jahrhunderts aus.

Die hier ausgewählten Aufsätze und Vorträge nebst lebensgeschichtlichem Gespräch bieten eine Vielzahl von aktuellen Anknüpfungspunkten.

 

Friedrike Habermann: „Ausgetauscht!“

Eine Gesellschaft nach Bedürfnissen und Fähigkeiten kommt ohne Geld und sogar ganz ohne Tauschlogik aus. Bereits in ihrem Buch Ecommony. UmCARE zum Miteinander (Helmer 2016) zeigte Friederike Habermann anhand derzeitiger Entwicklungen auf, dass eine solche Welt in den Bereich des Möglichen rückt.

Nun geht sie einen Schritt weiter und argumentiert, dass eine wahrhaft emanzipatorische Gesellschaft zwingend tauschlogikfrei sein muss. Denn häufig kommt es zu einem Bruch zwischen kapitalismuskritischen Analysen und ihren Transformationsperspektiven: Sie prangern Entfremdung, Ausbeutung und/oder das Verstärken anderer Herrschaftsverhältnisse an, verbleiben dann aber bei der Hoffnung, demokratische Bestrebungen könnten die Marktmechanismen aufheben. Doch warum sollte es einfacher sein, gegen diese zu wirken, als sie zu ersetzen? Das Buch argumentiert: Für eine tauschlogikfreie Gesellschaft einzutreten ist nicht naiv, sondern konsequent links, feministisch und zukunftsweisend.

 

Friedrike Habermann: „Ecommony: UmCARE zum Miteinander“

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Wie könnte ein neues Wirtschaftssystem aussehen und (in den Worten des Zukunftsforschers Jeremy Rifkin) die ökonomische Weltbühne betreten?

Prinzipien für ein neues Wirtschaftssystem zu (er-)finden ist keine reine Frage der Theorie, denn solche Prinzipien zeichnen sich bereits in den praktischen Ansätzen anderen Wirtschaftens, bei sozialen Bewegungen, in technischen Entwicklungen und nicht zuletzt im Alltag von immer mehr Menschen ab.

Wesentlich in all dem ist der Begriff ›Commons‹. Damit wird Eigentum, das auf Ausschluss beruht, durch Besitz ersetzt: Es zählt, wer etwas tatsächlich braucht und gebraucht. Zudem befreit eine »Ecommony« (im Wortspiel mit Economy) unsere Lust und unser Bedürfnis, uns in dieser Welt vielfältig zu betätigen. Statt in strukturellem Hass zueinander agieren zu müssen, könnten wir unser Leben an gemeinschaftlicher Fürsorge (›Care‹) orientieren und als Miteinander gestalten.

Friederike Habermanns Buch zeigt Ansätze auf und lädt dazu ein, Kontexte zu begreifen.

 

Friederike Habermann: „Halbinseln gegen den Strom: Anders leben und wirtschaften im Alltag“

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Während Bestseller versprechen, mit Shopping die Welt zu verbessern, und damit zu einem rein individuellen Handeln aufrufen, braucht es für grundsätzliche gesellschaftliche Veränderungen kollektive Ansätze. Tatsächlich versuchen immer mehr Menschen, miteinander einen Teil ihres Alltagsbedarfs zu produzieren und zu nutzen – als Geben und Nehmen, oft ohne Geld oder Zeit aufzurechnen. In Zeiten der Wirtschaftskrise ist der Blick auf diese Projekte umso interessanter.

Friederike Habermann zeigt bestehende Handlungsansätze aus dem Bereich des alltäglich Notwendigen – Lebensmittel, Wohnen, Kleidung, Gebrauchsgegenstände, Bildung usw. – jenseits kapitalistischer Verwertungslogik. Sie zeigt Ideen, die umsetzbar sind, die verändert und vernetzt werden können. Die hier handelnden Menschen berichten von ihren guten und schlechten Erfahrungen, sie sprechen über Möglichkeiten und Grenzen ihrer Ansätze. Die Autorin reflektiert diese praktischen Beispiele theoretisch, wobei sie wertkritische Überlegungen ebenso einbezieht wie feministische.

So wird deutlich: Neue Denk- und Handlungshorizonte entstehen nur im Zusammenspiel von verändertem materiell-ökonomischem Alltag und sich verändernden Identitäten, denn eine Veränderung von Strukturen und die Veränderung von Menschen bedingen und ermöglichen sich erst gegenseitig. Initiativen zur Selbstversorgung bilden kollektive ›Räume‹ – seien es geographische, virtuelle oder als Netzwerke. So entstehen gegenhegemoniale Kontexte, in denen anderes Leben und Wirtschaften ermöglicht wird.

Über die Autorin
Friedrike Habermann, Autorin u.a. von »Halbinseln im Strom. Anders leben und wirtschaften im Alltag« (HELMER), ist Aktivistin und freie Akademikerin, zudem Volkswirtin, Historikerin und Dr. phil. in Politischer Wissenschaft. Politisiert durch Umwelt- und Frauenbewegung, später aktiv im globalen Widerstand, arbeitet sie seit Jahrzehnten zu einer feministisch, ökologisch und solidarisch ausgerichteten Ökonomie.


Sigrun Preissung: „Beitragen und äquivalentes Tauschen: Alternatives Wirtschaften“

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Zwei Jahre lang begleitete Sigrun Preissing zwei alternative Projekte, in denen Menschen gemeinsam wirtschaften, ohne miteinander äquivalent zu tauschen, also abzurechnen. Geben und Nehmen zu trennen, so zeigt ihre Ethnographie anschaulich, verändert die Vorstellung von Wert wie auch die Wahrnehmung von sich selbst und den Beziehungen zur verdinglichten Mitwelt.

 

Über die Autorin
Sigrun Preissung studierte Geographie und Ethnologie. 2014 erfolgte ihre Promotion in Wirtschaftsethnologie. Seit 2015 ist sie Dozentin am Bildungszentrum Bodelshausen, Bundesministerium für Familie und zivilgesellschaftliche Angelegenheiten. Die Autorin praktiziert selbst alternatives Wirtschaften.


Brigitte Kratzwald: „Das Ganze des Lebens: Selbstorganisation zwischen Lust und Notwendigkeit“

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Würden Menschen ohne Lohn arbeiten? Könnten lebensnotwendige Tätigkeiten dann sogar besser erledigt werden als im Marktsystem?

Zwei sehr unterschiedliche Theoriestränge sagen, ja: Die Peer Produktion aus dem Bereich der Internettechnologie und Freien Software zielt auf hierarchiefreie Kooperation auf Basis freiwilliger Beiträge. In der feministischen Subsistenzperspektive steht die Produktion des Lebens im Zentrum allen Wirtschaftens: Wie können wir das Lebensnotwendige selbstorganisiert und hierarchiefrei herstellen, so dass Arbeit selbstverständlicher Teil des Lebens ist, statt uns vom Leben zu trennen?

 

Über die Autorin
Brigitte Kratzwald, freiberufliche Sozialwissenschaftlerin und politische Aktivistin, lebt in einem Gemeinschaftswohnprojekt in der Nähe von Graz. Sie beschäftigt sich mit alternativen Wirtschaftsformen wie Commons und solidarischer Ökonomie, ist Autorin zahlreicher Artikel zu diesen Themen und Mitorganisatorin der Commons-Sommerschule.