Theorieverständnis

Theorieverständnis & Haltung

„Denken ohne Geländer“ (Hannah Arendt)

„Die Stimme des Intellekts ist leise“ (Sigmund Freud)

Die Welt ist komplex und entsprechend komplex müssen auch unsere Abbildungen und Analysen von ihr sein. Mit vielen anderen Theoretikern stimme ich darin überein, dass es anmaßend wäre zu glauben, es gebe die oder die eine Wahrheit. Wahrheit ist für mich eine Wunschillusion. Sandra Mitchell (Wissenschaftstheoretikerin, 2008: 176), sagt dazu: «Die Vorstellung (der Welt) ist bestenfalls auf einen Ausschnitt bezogen, idealisierend und abstrakt.» Nur mit dieser Relativierung können neue Denk-und Handlungsmuster entstehen. Dieses Verständnis spiegelt sich in einer integrativen Pluralität wider, die auch das Fundament meiner Arbeit ist. Neben vielen Theorieansätzen, auf die ich mich beziehe, lasse ich mich besonders von den Theoretikern der Psychoanalyse und wie auch von der politischen Philosophin Hannah Arendt leiten.

Dazu gehört vor allem der „Verstehende Zugang“ und das „Denken ohne Geländer“ (Hannah Arendt), was handlungsleitend für die Beratung ist. «Wissen und Verstehen sind nicht dasselbe, aber sie sind miteinander verbunden. Verstehen ist auf Wissen gegründet, und Wissen kann nicht ohne vorausgehendes, unartikuliertes Verstehen vor sich gehen.» Kurz gesagt: Verstehen heißt, unvoreingenommen und aufmerksam der Wirklichkeit, wie immer sie ausschauen mag, ins Gesicht zu sehen und ihr zu widerstehen.» Für Hannah Arendt ist also Verstehen «eine nicht endende Tätigkeit, durch die wir Wirklichkeit, in ständigem Abwandeln und Verändern, begreifen und uns mit ihr versöhnen, das heißt, durch die wir versuchen, in der Welt zu Hause zu sein. (…) Verstehen ist die spezifische menschliche Weise, lebendig zu sein, denn jede einzelne Person muss sich mit jener Welt versöhnen, in die sie als Fremder hineingeboren wurde und wo sie im Maße ihrer klar bestimmbaren Einmaligkeit immer ein Fremder bleiben wird. (…) Das Ergebnis des Verstehens ist Sinn … (…) Wissen und Verstehen ist nicht dasselbe, aber sie sind miteinander verbunden. Verstehen ist auf Wissen gegründet, und Wissen kann nicht ohne vorausgehendes, unartikuliertes Verstehen vor sich gehen.»

Dazu gehört für mich auch der psychoanalytische Ansatz des Verstehens, der nach den tieferliegenden Themen, Inhalten und Dynamiken von Individuen, Gruppen und Organisationen sucht, um sie in ihrer (verborgenen) Sinnhaftigkeit und Mehrschichtigkeit zu erfassen als Grundlage für Beratung und Supervision. Veränderungsprozesse sind oft langwierig –, sind oft freudvoll, manchmal auch schmerzhaft, können aber erfüllend sein. Veränderungen brauchen Zeit! Menschen in Veränderungsprozessen oder -überlegungen brauchen Schutz! Dazu gehören: ein stabiler Rahmen, Such- und Verstehensprozesse, Platz für Fehler, Probedenken und -handeln, Akzeptanz und anderes mehr. Das zu bieten verstehe ich als meine Aufgabe!!